Reparaturanleitung/Bremsen: Unterschied zwischen den Versionen
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= Entlüften = | |||
Sollte es beim Entlüften der Bremsen Probleme geben (kein hartes Bremspedal), kann das an den flexiblen Zulaufschläuchen vom Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter liegen: Wenn diese hart werden können sie im Bereich der Feuerwand knicken und blockieren das Nachfließen von Bremsflüssigkeit. | |||
Im Normalfall ist man bestens damit beraten, das Entlüften der Bremsen einer Fachwerkstatt zu überlassen, die über entsprechende Bremsenentlüftungsgeräte verfügen. Gut bewährt haben sich auch Geräte aus dem Motorradzubehör. Allerdings sollte man darauf achten, ob die Bremsenteile alle resistent gegen DOT4 Bremsflüssigkeit sind. Im X 1/9 wurde original nur DOT3 verwendet (sh. unten). Die meisten Fachwerkstätten haben heute in ihren Bremsenentlüftungsgeräten ausschließlich DOT4 eingefüllt. Notfalls lässt sich das System auch über die bewährte Pump-Methode entlüften, ist aber für den Hauptbremszylinder eine unnötige Belastung (weite Wege bedeuten auch Verschleiß der Gummidichtungen im HBZ). Bei letzter Methode können [http://www.speedbleeder.com Speed Bleeder] sinnvoll sein.<br> | |||
= Bremssättel = | |||
== vordere Bremszangen == | |||
Das Überholen der vorderen Bremszangen erfordert keine besonderen Fähigkeiten. Die Kolben presst man am besten im eingebauten Zustand aus, nachdem die Bremsbeläge entfernt wurden. Am besten dazu einen Eimer unter den Bremssattel stellen, um die Bremsflüssigkeit aufzufangen. Die Dichtungen sind noch neu zu bekommen und sollten nur bei tadellosen Zylinderflächen und Kolbenlaufflächen verwendet werden. | |||
<pre>Achtung: Die Verwendung von Fett bei den Bremsen ist unzulässig und würde die Dichtungen angreifen! | |||
Also nur spezielle ATE Bremszylinderpaste verwenden!!! | |||
</pre> | |||
Die Kolben nach Reinigen der Bremssättel wieder einsetzen und dabei darauf achten, dass die Dichtungen nicht verletzt werden. Die Kolben mit ATE Bremszylinderpaste und zusätzlich mit etwas Bremsflüssigkeit einschmieren, keinesfalls trocken einsetzen! Die Staubmanschetten sollten unversehrt sein, sonst korrodieren die Kolben schnell, was beim Bremssystem nicht tolerierbar ist! | |||
== hintere Bremszangen == | |||
Bei den hinteren Bremszangen ist der Mechanismus für die Handbremse integriert. Daher ist das Überholen bzw. eine Reparatur der Sättel nicht so einfach. Der Kolben des Bremssattels ist auf eine Schraube geschraubt, die vom Handbremsmechanismus aktiviert wird. Um den Kolben auszubauen, muss man den Kolben daher durch eine Drehbewegung nach links ausschrauben. Bewährt hat sich hierbei die Verwendung eines entsprechenden Werkzeugs in Verbindung mit einem Schlagschrauber (Achtung, niedrige Schlagstärke verwenden!!!). | |||
<pre>HIER NOCH DRINGEND BILDER + ERGÄNZEN, auch fehlt ein normaler Bremsbelagswechsel ...</pre> | |||
= Hauptbremszylinder<br> = | |||
== Hauptbremszylinder erneuern == | |||
Bei einem X1/9 kann es vorkommen, dass der Hauptbremszylinder (Abkürzung: HBZ) ohne jegliche Vorwarnung versagt und das Bremspedal in Folge bis zum Bodenblech durchgetreten werden kann. Durch leichtes Pumpen kann dann zwar meist eine äußerste schwache Notbremsung eingeleitet werden, doch das ist natürlich lebensgefährlich.<br> <br> <span style="font-weight: bold; text-decoration: underline;">Warum kann der HBZ plötzlich versagen?</span><br> | |||
*Schmutz in der Bremsflüssigkeit | |||
*verschlissener HBZ | |||
*Rost im HBZ | |||
Gefahr: Meist ist nach einer 1/2-stündigen Standzeit die Bremse wieder (scheinbar) vollkommen in Ordnung, vermutlich deshalb, weil die Schmutzpartikel dann die Dichtwirkung der Manschette im HBZ nicht mehr behindern und das System sich wieder entlüftet hat.<br> | |||
<pre>Wenn so etwas auftritt, unbedingt das Bremssystem überprüfen und den HBZ auswechseln!</pre> | |||
[[Image:HBZRep DOT3.jpg|frame|right]]<br> <span style="font-weight: bold; text-decoration: underline;">Woher kann der Schmutz im Bremssystem kommen?</span><br> | |||
*Verwendung von DOT4 anstatt DOT3 Bremsflüssigkeit. Original wurde das Bremssystem vom X1/9 für DOT3 ausgelegt. Viele Werkstätten / Bastler füllen jedoch bewusst oder unbewusst DOT4 ein, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie in den Bremsenentlüftungsgeräten oft nur noch DOT4 haben.<br> Anmerkung: Es gibt hier sehr unterschiedliche Meinungen. Tatsache ist, dass für den X1/9 von Fiat nur DOT3 freigeben ist. Dies ist auch auf den Deckeln der Vorratsbehälter für Bremse und Kupplung so vermerkt. DOT4 ist wesentlich aggressiver und kann Gummiteile angreifen, die gegenüber DOT3 noch ausreichend beständig sind. Mehr dazu am Ende weiter unten. | |||
*Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, d.h. wasseranziehend und daher steigt die Gefahr, dass Metallteile (z.B. HBZ) korrodieren. Deshalb muss Bremsflüssigkeit auch ausreichend häufig gewechselt werden. Es empfiehlt sich ein Wechselintervall von 2 Jahren (abhängig von der verwendeten Bremsflüssigkeit, dem Standort des Fahrzeugs, etc.). Der Wassergehalt von Bremsflüssigkeiten lässt sich in Fachwerkstätten messen. | |||
[[Image:HBZRep 038.jpg|thumb|left|250px]] <br> [[Image:HBZRep 036.jpg|thumb|right|250px]]<br> | |||
Rechts ein Beispiel, wie eine Dichtung des Bremsflüssigkeitsbehälters aussehen kann, wenn DOT4 verwendet wurde. | |||
Ebenso sieht man deutlich links, dass die schwarze Brühe auch angelösten Gummi enthält. In so einem Falle ist das komplette System durchzuspülen und die Verbindungsschläuche vom Vorratsbehälter sind auszutauschen.<br> <br> <br> | |||
<pre>DOT3 ist für den X1/9 die bessere Wahl!</pre> | |||
Im nachfolgenden wird der Austausch von Kupplungs-Geberzylinder und Hauptbremszylinder sowie das Erneuern der Verbindungsleitungen zu deren Vorratsbehältern beschrieben. | |||
<br> | |||
Beim X1/9 wurden zwei Arten von Verbindungsleitungen eingesetzt:<br> <br> | |||
#Die bei allen FIATs (auch Landmaschinen und LKWs) eingesetzten <span style="font-style: italic;">bläulich-durchsichtigen Benzinleitungen CAVIS-BENZ</span> in den Größen 7x12 und 5x9 (Bremse bzw. Kupplung) <br> | |||
#sowie bei allen US-Modellen und späteren 1500ern (ab ca. 1980) <span style="font-style: italic;">Gummischläuche mit grauer Gewebe-Ummantelung</span>. | |||
ACHTUNG: Gummi-<span style="font-weight: bold;">Benzin</span>leitungen können NICHT verwendet werden, da diese nicht resistent gegen Bremsflüssigkeit sind! | |||
Für Bremsflüssigkeiten auf Glykolsäureester Basis müssen Elastomere auf EPDM-Basis verwendet werden.<br> <br> Variante 1 (Cavis-Benz) ist noch ohne weiteres über IVECO-Händler oder übers Internet zu beziehen. Ob diese Schläuche genau der damals im X 1/9 verwendeten Spezifikation entsprechen ist ungeklärt.<br> Variante 2 (gewebe-ummantelte Gummischläuche) gestaltet sich schwieriger:<br> [[Image:HBZRep 0010.jpg|thumb|right|150px]] <br> Beim Volkswagen-Käfer gibt es eine Verbindungsleitung vom Vorratsbehälter zum Hauptbremszylinder. Diese Leitung ist als Meterware beim VW-Händler unter der Teile-Nr.: N-020-350-1 zu beziehen (5m-Ring). Diese Leitung hat einen Innendurchmesser von ca. 7mm und ist daher geeignet für die Verbindungsleitung für Bremse und Kupplung. Dieser Gummischlauch hat eine blaue Gewebe-Ummantelung und unterscheidet sich daher deutlich von Benzinleitungen. Der Preis ist allerdings (Stand 2006) heftig: 5m kosten ca. 60€ zzgl. MWSt.! Mittlerweile (Stand 2009) kosten 5m nun wohl 77€. | |||
Gute Erfahrungen liegen auch mit dem EPDM-Schlauch [http://www.goodyearep.com/productsDetail.aspx?id=4888 Goodyear Horizon 200] für industrielle Einsatzzwecke vor, der deutlich günstiger ist und in unterschiedlichen Größen erhältlich ist.<br> | |||
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== Ausbau des HBZ == | |||
<br> Die Beschreibung bezieht sich auf einen 1500 i.e. Es empfiehlt sich, die komplette Lenksäule auszubauen.<br> [[Image:HBZRep Leitungen.jpg|thumb|right|200px]] | |||
*Verkleidung an der Lenksäule abschrauben. Nach Abnahme der oberen Hälfte der Verkleidung kommt man sehr gut an die Kombistecker des Zündschlosses und des Lenkstockschalters ran.<br> | |||
*Verbindungsstecker von Zündschloss und Lenkstockschalter trennen | |||
*8er Schraube am oberen Gelenk der Gelenkwelle (Lenkung) entfernen | |||
*Lenksäule ausbauen | |||
*mit einer Vakuum-Pumpe Bremsflüssigkeit und Kupplungsflüssigkeit absaugen (dazu möglichst Entlüfternippel öffnen) <br> | |||
*Kupplungs- und Bremsleitungen an den Alu-Verteilern lösen (sh. Markierungen im Bild)<br> Anmerkung hierzu: Im Bild sind die Befestigungsschrauben von Kupplungsgeber- und Hauptbremszylinder bereits entfernt. Das ist falsch! Diese Schrauben drin lassen. | |||
*Pedalträger an dem der Kupplungsgeber- und Hauptbremszylinder angeschraubt sind komplett ausbauen (4 Befestigungspunkte):<br> Nachdem die oberen zwei Befestigungspunkte gelöst wurden und die unteren gelockert, zunächst die Verbindungsleitungen lösen. | |||
*Die Verbindungsleitungen lösen, ebenso die Befestigungslasche für die Verbindungsleitungen vom Pedalträger lösen | |||
*nun lässt sich der Pedalträger samt KGZ und HBZ vollständig ausbauen | |||
*die langen 8er Schrauben, die sowohl KGZ als auch HBZ halten, lösen | |||
Es empfiehlt sich, auch gleich den Kupplungsgeberzylinder zu erneuern.<br> <br> | |||
== Einbau von HBZ und KGZ == | |||
Der Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge des Ausbaus.<br> <br> Die Verbindungsleitungen zu HBZ und KGZ haben folgende Längen:<br> | |||
{| width="400" cellspacing="1" cellpadding="1" border="0" | |||
|- | |||
| bgcolor="#ffffcc" align="center" | Leitung | |||
| bgcolor="#ffffcc" align="center" | Länge [cm] | |||
|- | |||
| Kupplungsgeberzylinder | |||
| align="center" | 111 | |||
|- | |||
| Hauptbremszylinder (vorderer Anschluss) | |||
| align="center" | 108,5 | |||
|- | |||
| Hauptbremszylinder (hinterer Anschluss) | |||
| align="center" | 130 | |||
|} | |||
Es empfiehlt sich jedoch, die Schläuche zunächst jeweils 10cm länger zu machen und erst beim Einbau der Vorratsbehäter zu kürzen. | |||
{| width="200" cellspacing="1" cellpadding="1" border="0" | |||
|- | |||
| [[Image:HBZRep 0058.jpg|thumb|none|230px]] | |||
| [[Image:HBZRep 0057.jpg|thumb|none|200px]] | |||
| | |||
|- | |||
| [[Image:HBZRep 0009.jpg|thumb|230px]] | |||
| [[Image:HBZRep 0010b.jpg|thumb|230px]] | |||
| | |||
|- | |||
| [[Image:HBZRep 0062.jpg|thumb|200px]] | |||
| [[Image:HBZRep 0066.jpg|thumb|none|200px]] | |||
| [[Image:HBZRep 0067.jpg|thumb|none|200px]] | |||
|} | |||
<br> | |||
*Behälter vor Einbau gründlich reinigen | |||
*die Schläuche ordentlich befestigen | |||
*die Kupplung- und Bremsleitungen festziehen und darauf achten, dass keine der Leitungen später an der Gelenkwelle der Lenkung streift | |||
*DOT3 Bremsflüssigkeit einfüllen | |||
*Kupplung und Bremse entlüften | |||
== Weiterführende Infos == | |||
[http://www.hanshehl.de/tipp13.htm Sehr gute Info in Verbindung mit Bremsreparaturen]<br> | |||
[http://www.tr-freun.de/modules.php?name=News&file=article&sid=16 Eigenschaften von Bremsflüssigkeiten und geeignete Materialien]<br> | |||
[http://www.ca-schlauchtechnik.de/ Bezugsmöglichkeit für Goodyear Horizon 200 EPDM Industrieschlauch]<br> | |||
[http://de.wikipedia.org/wiki/Bremsfl%C3%BCssigkeit Wikipedia Eintrag zum Thema Bremsflüssigkeit]<br> | |||
[[Category:Bremsen]] |
Aktuelle Version vom 29. Oktober 2012, 14:38 Uhr
Entlüften
Sollte es beim Entlüften der Bremsen Probleme geben (kein hartes Bremspedal), kann das an den flexiblen Zulaufschläuchen vom Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter liegen: Wenn diese hart werden können sie im Bereich der Feuerwand knicken und blockieren das Nachfließen von Bremsflüssigkeit.
Im Normalfall ist man bestens damit beraten, das Entlüften der Bremsen einer Fachwerkstatt zu überlassen, die über entsprechende Bremsenentlüftungsgeräte verfügen. Gut bewährt haben sich auch Geräte aus dem Motorradzubehör. Allerdings sollte man darauf achten, ob die Bremsenteile alle resistent gegen DOT4 Bremsflüssigkeit sind. Im X 1/9 wurde original nur DOT3 verwendet (sh. unten). Die meisten Fachwerkstätten haben heute in ihren Bremsenentlüftungsgeräten ausschließlich DOT4 eingefüllt. Notfalls lässt sich das System auch über die bewährte Pump-Methode entlüften, ist aber für den Hauptbremszylinder eine unnötige Belastung (weite Wege bedeuten auch Verschleiß der Gummidichtungen im HBZ). Bei letzter Methode können Speed Bleeder sinnvoll sein.
Bremssättel
vordere Bremszangen
Das Überholen der vorderen Bremszangen erfordert keine besonderen Fähigkeiten. Die Kolben presst man am besten im eingebauten Zustand aus, nachdem die Bremsbeläge entfernt wurden. Am besten dazu einen Eimer unter den Bremssattel stellen, um die Bremsflüssigkeit aufzufangen. Die Dichtungen sind noch neu zu bekommen und sollten nur bei tadellosen Zylinderflächen und Kolbenlaufflächen verwendet werden.
Achtung: Die Verwendung von Fett bei den Bremsen ist unzulässig und würde die Dichtungen angreifen! Also nur spezielle ATE Bremszylinderpaste verwenden!!!
Die Kolben nach Reinigen der Bremssättel wieder einsetzen und dabei darauf achten, dass die Dichtungen nicht verletzt werden. Die Kolben mit ATE Bremszylinderpaste und zusätzlich mit etwas Bremsflüssigkeit einschmieren, keinesfalls trocken einsetzen! Die Staubmanschetten sollten unversehrt sein, sonst korrodieren die Kolben schnell, was beim Bremssystem nicht tolerierbar ist!
hintere Bremszangen
Bei den hinteren Bremszangen ist der Mechanismus für die Handbremse integriert. Daher ist das Überholen bzw. eine Reparatur der Sättel nicht so einfach. Der Kolben des Bremssattels ist auf eine Schraube geschraubt, die vom Handbremsmechanismus aktiviert wird. Um den Kolben auszubauen, muss man den Kolben daher durch eine Drehbewegung nach links ausschrauben. Bewährt hat sich hierbei die Verwendung eines entsprechenden Werkzeugs in Verbindung mit einem Schlagschrauber (Achtung, niedrige Schlagstärke verwenden!!!).
HIER NOCH DRINGEND BILDER + ERGÄNZEN, auch fehlt ein normaler Bremsbelagswechsel ...
Hauptbremszylinder
Hauptbremszylinder erneuern
Bei einem X1/9 kann es vorkommen, dass der Hauptbremszylinder (Abkürzung: HBZ) ohne jegliche Vorwarnung versagt und das Bremspedal in Folge bis zum Bodenblech durchgetreten werden kann. Durch leichtes Pumpen kann dann zwar meist eine äußerste schwache Notbremsung eingeleitet werden, doch das ist natürlich lebensgefährlich.
Warum kann der HBZ plötzlich versagen?
- Schmutz in der Bremsflüssigkeit
- verschlissener HBZ
- Rost im HBZ
Gefahr: Meist ist nach einer 1/2-stündigen Standzeit die Bremse wieder (scheinbar) vollkommen in Ordnung, vermutlich deshalb, weil die Schmutzpartikel dann die Dichtwirkung der Manschette im HBZ nicht mehr behindern und das System sich wieder entlüftet hat.
Wenn so etwas auftritt, unbedingt das Bremssystem überprüfen und den HBZ auswechseln!
Woher kann der Schmutz im Bremssystem kommen?
- Verwendung von DOT4 anstatt DOT3 Bremsflüssigkeit. Original wurde das Bremssystem vom X1/9 für DOT3 ausgelegt. Viele Werkstätten / Bastler füllen jedoch bewusst oder unbewusst DOT4 ein, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie in den Bremsenentlüftungsgeräten oft nur noch DOT4 haben.
Anmerkung: Es gibt hier sehr unterschiedliche Meinungen. Tatsache ist, dass für den X1/9 von Fiat nur DOT3 freigeben ist. Dies ist auch auf den Deckeln der Vorratsbehälter für Bremse und Kupplung so vermerkt. DOT4 ist wesentlich aggressiver und kann Gummiteile angreifen, die gegenüber DOT3 noch ausreichend beständig sind. Mehr dazu am Ende weiter unten. - Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, d.h. wasseranziehend und daher steigt die Gefahr, dass Metallteile (z.B. HBZ) korrodieren. Deshalb muss Bremsflüssigkeit auch ausreichend häufig gewechselt werden. Es empfiehlt sich ein Wechselintervall von 2 Jahren (abhängig von der verwendeten Bremsflüssigkeit, dem Standort des Fahrzeugs, etc.). Der Wassergehalt von Bremsflüssigkeiten lässt sich in Fachwerkstätten messen.
Rechts ein Beispiel, wie eine Dichtung des Bremsflüssigkeitsbehälters aussehen kann, wenn DOT4 verwendet wurde.
Ebenso sieht man deutlich links, dass die schwarze Brühe auch angelösten Gummi enthält. In so einem Falle ist das komplette System durchzuspülen und die Verbindungsschläuche vom Vorratsbehälter sind auszutauschen.
DOT3 ist für den X1/9 die bessere Wahl!
Im nachfolgenden wird der Austausch von Kupplungs-Geberzylinder und Hauptbremszylinder sowie das Erneuern der Verbindungsleitungen zu deren Vorratsbehältern beschrieben.
Beim X1/9 wurden zwei Arten von Verbindungsleitungen eingesetzt:
- Die bei allen FIATs (auch Landmaschinen und LKWs) eingesetzten bläulich-durchsichtigen Benzinleitungen CAVIS-BENZ in den Größen 7x12 und 5x9 (Bremse bzw. Kupplung)
- sowie bei allen US-Modellen und späteren 1500ern (ab ca. 1980) Gummischläuche mit grauer Gewebe-Ummantelung.
ACHTUNG: Gummi-Benzinleitungen können NICHT verwendet werden, da diese nicht resistent gegen Bremsflüssigkeit sind!
Für Bremsflüssigkeiten auf Glykolsäureester Basis müssen Elastomere auf EPDM-Basis verwendet werden.
Variante 1 (Cavis-Benz) ist noch ohne weiteres über IVECO-Händler oder übers Internet zu beziehen. Ob diese Schläuche genau der damals im X 1/9 verwendeten Spezifikation entsprechen ist ungeklärt.
Variante 2 (gewebe-ummantelte Gummischläuche) gestaltet sich schwieriger:
Beim Volkswagen-Käfer gibt es eine Verbindungsleitung vom Vorratsbehälter zum Hauptbremszylinder. Diese Leitung ist als Meterware beim VW-Händler unter der Teile-Nr.: N-020-350-1 zu beziehen (5m-Ring). Diese Leitung hat einen Innendurchmesser von ca. 7mm und ist daher geeignet für die Verbindungsleitung für Bremse und Kupplung. Dieser Gummischlauch hat eine blaue Gewebe-Ummantelung und unterscheidet sich daher deutlich von Benzinleitungen. Der Preis ist allerdings (Stand 2006) heftig: 5m kosten ca. 60€ zzgl. MWSt.! Mittlerweile (Stand 2009) kosten 5m nun wohl 77€.
Gute Erfahrungen liegen auch mit dem EPDM-Schlauch Goodyear Horizon 200 für industrielle Einsatzzwecke vor, der deutlich günstiger ist und in unterschiedlichen Größen erhältlich ist.
Ausbau des HBZ
Die Beschreibung bezieht sich auf einen 1500 i.e. Es empfiehlt sich, die komplette Lenksäule auszubauen.
- Verkleidung an der Lenksäule abschrauben. Nach Abnahme der oberen Hälfte der Verkleidung kommt man sehr gut an die Kombistecker des Zündschlosses und des Lenkstockschalters ran.
- Verbindungsstecker von Zündschloss und Lenkstockschalter trennen
- 8er Schraube am oberen Gelenk der Gelenkwelle (Lenkung) entfernen
- Lenksäule ausbauen
- mit einer Vakuum-Pumpe Bremsflüssigkeit und Kupplungsflüssigkeit absaugen (dazu möglichst Entlüfternippel öffnen)
- Kupplungs- und Bremsleitungen an den Alu-Verteilern lösen (sh. Markierungen im Bild)
Anmerkung hierzu: Im Bild sind die Befestigungsschrauben von Kupplungsgeber- und Hauptbremszylinder bereits entfernt. Das ist falsch! Diese Schrauben drin lassen. - Pedalträger an dem der Kupplungsgeber- und Hauptbremszylinder angeschraubt sind komplett ausbauen (4 Befestigungspunkte):
Nachdem die oberen zwei Befestigungspunkte gelöst wurden und die unteren gelockert, zunächst die Verbindungsleitungen lösen. - Die Verbindungsleitungen lösen, ebenso die Befestigungslasche für die Verbindungsleitungen vom Pedalträger lösen
- nun lässt sich der Pedalträger samt KGZ und HBZ vollständig ausbauen
- die langen 8er Schrauben, die sowohl KGZ als auch HBZ halten, lösen
Es empfiehlt sich, auch gleich den Kupplungsgeberzylinder zu erneuern.
Einbau von HBZ und KGZ
Der Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge des Ausbaus.
Die Verbindungsleitungen zu HBZ und KGZ haben folgende Längen:
Leitung | Länge [cm] |
Kupplungsgeberzylinder | 111 |
Hauptbremszylinder (vorderer Anschluss) | 108,5 |
Hauptbremszylinder (hinterer Anschluss) | 130 |
Es empfiehlt sich jedoch, die Schläuche zunächst jeweils 10cm länger zu machen und erst beim Einbau der Vorratsbehäter zu kürzen.
- Behälter vor Einbau gründlich reinigen
- die Schläuche ordentlich befestigen
- die Kupplung- und Bremsleitungen festziehen und darauf achten, dass keine der Leitungen später an der Gelenkwelle der Lenkung streift
- DOT3 Bremsflüssigkeit einfüllen
- Kupplung und Bremse entlüften
Weiterführende Infos
Sehr gute Info in Verbindung mit Bremsreparaturen
Eigenschaften von Bremsflüssigkeiten und geeignete Materialien
Bezugsmöglichkeit für Goodyear Horizon 200 EPDM Industrieschlauch
Wikipedia Eintrag zum Thema Bremsflüssigkeit